Comtheo * Meditationen von Vikarin Susanne Jensen
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Du stellst meine Füße auf weiten Raum und läßt mich gute Töne hören.
2. Meditations-Abend - 22.August - Symbol Ohr" Ich begrüße Sie ganz herzlich zu dem 2.Meditationsabend in der St.Marienkirche. Heute geht es um das Ohr, das Hören. Das Ohr läßt sich nicht beschubsen, so hat es mir Gesche Stürmer, meine Gesangslehrerin, gesagt. Wir hören im vergleich zu vielen Tieren recht schlecht, doch unser Sinnesorgan Ohr nimmt falsche Töne sehr gut wahr. Falsche Töne Richtige Töne Um uns herum eine Welt voller Töne, Geräusche, Lärm ein ganzer Klangteppich Geräuschkulisse wie eine Wolke um uns Wehe, es ist einmal richtig still - STILLE - Hör-Pause hör doch auf Ohren hören dauernd nach außen und nach innen Die leisen Töne wahrnehmen Liebe Worte aufnehmen Gute Töne einatmen Wir stellen uns einfach vor, daß das geht, am Ende eines langen gräuschvollen Tages die guten Töne herauszufiltern, im Gedächtnis zu behalten: zB. ein liebes Wort, das mir einer sagte, ein stärkendes, oder tröstendes Wort. Wir stellen uns einfach vor die schmerzenden Töne wegzuatmen. Mit jedem Ausatmen werden wir leichter, wird unser Gemüt heller - verläßt uns eine Dissonanz Wir setzen uns so hin, das es bequem ist und wir gut und frei atmen können. Unsere Ausmerksamkeit richten wir auf das Atmen. Wenn wir tief atmen können wir das auch hören. Dabei mag uns bewußt sein, daß das Atmen eine Fähigkeit ist, die wir von Gott geschenkt bekommen haben. --------------------------------------- Canon in D-Dur (7:44) --------------------------------------- Ich erinnere mich an einen langen Uni-Tag, an der Universität Hamburg. Nach einem anstrengenden Vormittag war ich richtig zugetextet. Zwei Vorlesungen, von 8 bis 10 und von 10 bis 12. Das schlaucht ganz schön. Ich habe viel gehört über das Johannesevangelium und die Battvertauschungstheorie - ja äußerst wichtig. In der Systematik-Vorlesung, im Bereich Eschatologie, die Lehre von den letzten Dingen, hat Herr Prof. Otto Hermann Pesch wieder einmal über den Münchner im Himmel erzählt. Ich ärgere mich jedesmal, wenn er Bairisch spricht, weil er´s nicht kann. Die Bockwurst mit Erbsensuppe aus der Finanzamtskantine lag mir schwer im Magen. Man kann da ganz gemütlich sitzen, ein wenig laut war es, aber Stimmung, weil Kommilitonen da waren. Nun ging es in den Nebentrakt des Fachbereichs ev.Theologie in der Sedanstraße, ein dunkler größerer Raum. Dort warteten wir auf Prof. Peter Cornehl und seine Ausführungen über die Entstehung des evangelischen Gottesdienstes. Inhaltlich kann ich mich heute nicht mehr an das Meiste erinnern. Ich hatte Agathe mitgenommen, meine Schildkröte. Herr Cornehl sprach mich gleich vor der Veranstaltung an und wollte wissen, wie meine Schildkröte heißt. Ein wirklich reizender Mann, ich mochte ihn. Herr Prof. Cornehl hatte die Angewohnheit, wenn er über einen theologischen Sachverhalt sprach, in Begeisterung zu verfallen, und dabei Raum und Zeit zu vergessen. Das hatte ein Gutes, wir lernten und erfuhren viel von ihm. Auch persönlich gab er Auskunft über seinen Glauben. Das Negative war, daß er die versprochene Pause einfach nicht machte, immer wieder mußte er mehr oder weniger direkt auf die Pause aufmerksam gemacht werden. Für meine Raucher-Kollegen eine elementare Geschichte. Nun war es wieder soweit, die Nervosität, und Unruhe stieg, und Herr Cornehl schwelgte in einer Schilderung über die preußische Gottesdienst-Reform. Da entschloß sich Agathe einen kleinen Ton von sich zu geben. Einen feinen schönen Schildkröten-Ton. Leichte Irritation bei den Kommilitonen, keine Reaktion beim Professor. Hast du Töne, denkt Agathe, und wird deutlich lauter. Alle Augen richten sich auf sie und mich. Nur der Professor spricht ohne Punkt und Komma weiter. Jetzt ist es aber genug. Ein lang anhaltender lauter Schildkröten-Protest ist zu hören. Danach Stille. Ein spannender Augenblick, Herr Cornehl ist in seinem Redefluß unterbrochen worden von einer Schildkröte. Er schaut in die Studentenrunde und wendet sich uns beiden mit den Worten zu: Ja, Agathe, was ist denn? -------------------------------------------------------------------------- Ich möchte sie einladen einfach nur zu hören. Ob es falsche Töne sind, die sie hören werden? Ob ich noch genug Atem haben werde, Töne von mir zu geben? ------------------------------------------------------------------------- Wie kommt Gott daher? Geräuschvoll Im Wolkensturm mit einem Donnerwetter Oder ist er einfach da bei jedem von uns Einfach nur da und spannt seinen Segen aus Der Profet Elia hat es erlebt, wie es klingt, wenn Gott vorübergeht: ... ein großer starker Wind, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; der Herr war nicht im Winde. Nach dem Winde kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel ------------------------------------------------------ Lassen sie uns lauschen auf den wunderschönen Gesang des jüdischen Tenors Marcel Lang. Es singt Mismor le David - den Hirtenpsalm auf Hebräisch. ----------------------------------------------------- Wir haben Verschiedenes gehört. Ich hoffe es waren gute Töne. Gesche Stürmer sagt ja, das Ohr kann man nicht beschubsen. Es hört die falschen Töne untrüglich Heraus. Singen wir gemeinsam zum Abschluß Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott.
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